Nürnberg & Fürth
Museen




Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände:
Stachel im zu Stein gewordenen Größenwahn
Der "Pfahl" aus Stahl und Glas durchbohrt das monumentale Bauwerk mit selbstbewusster Leichtigkeit. Die Konstruktion durchschneidet den nördlichen Kopfbau der ehemaligen NS-Kongresshalle diagonal. Der Stachel sitzt fest im zu Stein gewordenen Größenwahn. Eine deutliche Gegenrede zu den "Worten aus Stein" des "Dritten Reichs". Der durch die meterdicken Mauern gefräste Gang ist das Charakteristikum des neuen Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.

Am 4. November 2001 eröffnete Bundespräsident Johannes Rau den außerordentlichen Lernort deutscher Geschichte. Nürnberg trat damit endgültig aus dem Schatten seiner Geschichte. Von 1933 bis 1938 war dieFrankenmetropole Schauplatz der größten Propagandaspektakel im nationalsozialistischen Feierjahr. Adolf Hitler hatte aus der ehemaligen Stadt der Reichstage die "Stadt der Reichsparteitage" gemacht. Gezielt hatten die Nationalsozialisten "des Deutschen Reiches Schatzkästlein" für ihre braunen Festtage auserwählt, um eine vermeintliche Traditionslinie von der ehemaligen Kaiserstadt des "Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation" zum "Dritten Reich" zu ziehen. Beim Reichsparteitag 1935 wurden die "Rassengesetze" ("Nürnberger Gesetze") verkündet, die die Juden ausgrenzten und den Weg in den Holocaust ebneten. Alljährlich wurden die Massen bei Aufmärschen und Appellen eingeschworen auf das Regime und ihren "Führer". Die Propagandisten inszenierten die "Volksgemeinschaft". Wie Rituale der Mobilmachung wirkten die Heerlager. Letztlich ging es auch um die Vorbereitung auf den Krieg.
Monumentalbauten der NS-Zeit

Hitlers Hofarchitekt Albert Speer schuf dafür die Kulisse. Auf dem Reichsparteitagsgelände im Süden der Stadt plante er gigantische Versammlungsstätten: das "Deutsche Stadion" für 400.000 Zuschauer, die zwei Kilometer lange "Große Straße" für Paraden der Wehrmacht, das "Märzfeld" für Schau-Gefechte des Militärs. Allein das "Zeppelinfeld" mit einer dem Pergamonaltar nachempfundenen Haupttribüne wurde fertiggestellt. Der Bau der "Kongresshalle" (geplantes Fassungsvermögen: 50.000 Personen) ist mit Beginn des Krieges eingestellt worden. Dennoch ist der massive, granit-verkleidete Torso heute der größte erhaltene Monumentalbau der NS-Zeit.

Größenwahn

Lange Zeit herrschte in Nürnberg Ratlosigkeit über den angemessenen Umgang mit den unübersehbaren Zeugnissen der Nazi-Zeit. Mit einer "Profanisierung" der Bauten durch triviale Nutzungen sollte ihnen der Nimbus genommen werden. Manches wirkte hilflos. Mitte der 70-er Jahre begann ein Umdenken. Ein Ergebnis: Die Ausstellung "Faszination und Gewalt" in der Zeppelintribüne. Mit bescheidenen Mitteln werden dort seit 1985, allerdings nur in den Sommermonaten, Besucher vor allem über die Geschichte des NS-Areals informiert. Doch bald wurde der Ruf nach einer zeitgemäßen Dauerausstellung als Ersatz für dieses Provisorium laut. Denn das Interesse an der Historie ist groß. Alljährlich besuchen rund 100.000 Menschen das ehemalige NS-Gelände. Sie sollen mit ihren Fragen nicht länger allein gelassen werden.

Gemeinsame Verantwortung

Die Städtischen Museen stellten 1997 erstmals ein entsprechendes Konzept vor. Die Idee: Eine Ausstellung am historischen Ort, in der (viel Raum bietenden) Kongresshalle. Ein hochkarätig besetztes Kuratorium und ein wissenschaftlicher Beirat begleiteten von Anfang an das Vorhaben. Die Überlegungen überzeugten. Lange haben sich Berlin und München aus der Mit-Verantwortung für die Nazi- Hinterlassenschaft in Nürnberg gestohlen. Inzwischen aber ist das Projekt als nationale Aufgabe anerkannt. Bund, Land und Stadt teilten sich zu je einem Dritteldie Kosten von 21,5 Millionen Mark. Eine Reihe von privaten und öffentlichen Zuschussgebern trug und trägt zur weiteren Finanzierung bei. Das Unternehmensteht somit auf einer breiten gesellschaftlichen Basis.

Aus einem Architekturwettbewerb ging 1998 der Grazer Professor Günther Domenig mit seinem Entwurf als Sieger hervor. Ein Glücksfall. Domenig bezieht mit einem dekonstruktivistischen Konzept eine überzeugende Gegenposition zu dem NS- Bauwerk. Er bricht die Monumentalität und die strenge Geometrie. Der ruinöse NS- Bau wird in keiner Weise "vollendet". Domenigs Ein- und Aufbauten distanzieren sich. Der Symmetrie des Nazi-Gebäudes setzt Domenig Konstruktionen aus Stahl, Beton und Glas entgegen, die sich dem rechten Winkel kategorisch versagen. Die Auseinandersetzung zwischen den baulichen Formen von Diktatur und Demokratie, zwischen Terror und Freiheit in der Sprache der Architektur ist für sich ein Ereignis.
Der zentrale "Pfahl" hat aber nicht nur eine symbolische Bedeutung. Der über mehrere Ebenen sanft ansteigende Steg erschließt für die Besucher auch die Ausstellung.

Die Schau trägt den Titel "Faszination und Gewalt". Die meisten Ausstellungsflächen - insgesamt 1.300 Quadratmeter - liegen im zweiten Obergeschoss des NS-Baus. Altund Neu bleiben strikt getrennt. So endet der neu geschaffene schlichte Betonboden in allen Räumen jeweils fünf Zentimeter vor den rohen, unfertigen Backsteinwänden.

Steinerne Last der Geschichte

Die Dauerausstellung wendet sich vor allem an die junge Generation. Der Einsatz von zeitgemäßen Medien, zahlreichen Videostationen, Audio-Guides und eine klare Darstellung auf 65 Bild- und Texttafeln sollen die Inhalte gut verständlich transportieren. In 14 Kapiteln geht es mit einem dichten Netz an Informationen um den Aufstieg der NSDAP, Massenmythos und "Führerkult", Nürnberg als "Stadt der Reichsparteitage", Terror und Entrechtung, Propaganda und Wirklichkeit, um den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Dabei ist der Nazi-Bau selbstAusstellungsstück. "Man spürt förmlich das Gewicht der Decken und Mauern, fühlt sich bedrückt von der steinernen Last der Geschichte", schreibt „Die Woche". Erstmals ist auch ein spektakulärer Blick vom Dach der Kongresshalle über das Gelände möglich.

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