Nürnberg
Spielzeug



Von den Dockenmacher zur Spielwarenmetropole
Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Nürnberg ein weiterer "Weltschlager" geboren: der Zinnsoldat. Zunächst aber war das Spielen mit den Figuren aus Zinn den Reichen vorbehalten. So bestellte zum Beispiel Frankreichs Ludwig XIV. für seinen Sohn von Nürnberger Künstlern eine ganze Armee. Sein Kriegsbaumeister Marschall Vauban reiste höchstpersönlich nach Nürnberg, um die Entstehung fachmännisch zu überwachen.

Schließlich sollten es ja original französische Soldaten sein und nicht die Nürnberger Stadtwache. Es sollte nicht die einzige Armee sein, die von Nürnberg aus durch ganz Europa zog - nur zum Spiel natürlich.
Im Gegensatz zu Nürnbergs Handel und Industrie erlebten die Spielzeughersteller auch in den folgenden Zeiten einen blühenden Aufschwung. Andere Städte in Deutschland liefen Nürnberg den Rang als führende Handelsstadt ab, der Ruf seines Spielzeugs aber blieb ungebrochen. Die geographische Lage als alte Handelsstadt im Schnittpunkt der Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen beließen sie weiter als den idealen Umschlagplatz. Hier liefen die Fäden zusammen: Holzspielzeug aus dem Grödner Tal kam ebenso nach Nürnberg wie das von Thüringen, aus dem Riesen- und Erzgebirge. Was am Anfang eine Beifracht für die großen Kaufmannszüge war, bekam mehr und mehr Eigengewicht und Bedeutung. Und als dann noch die Eisenbahn, deren erste Fahrt Nürnberg noch einmal in den Mittelpunkt Deutschlands stellte, die zeitraubenden Überlandwege verkürzte, war Nürnberger Spielzeug, ob dort hergestellt oder nur umgeschlagen, zu einem festen Begriff in ganz Europa geworden.

Als sich um 1850 der erste Metalldrücker in Nürnberg niederließ, begann das Zeitalter des Blechspielzeugs. Erst von diesem Zeitpunkt an kann man eigentlich von einer Spielzeugindustrie im klassischen Sinne sprechen. Der Fabrikarbeiter löste den Handwerker ab. Trotzdem: handwerkliches Können und Kreativität waren auch hier weiter gefragt. Besonders auf dem Gebiet der Metallspielwaren hatte Nürnberg, durch seine Tradition in der Herstellung mechanischer Gegenstände, einen großen Vorsprung.

Wandlung zum Blech: Ganz allmählich verschoben sich die Zahlenverhältnisse zwischen Holz- und Blechspielzeugmachern. 1826 waren allein in Nürnberg 30 bis 40 Spielzeughersteller tätig. 1851 gab es 17 Fabrikanten von artistischem und mechanischem Spielzeug, 17 Peitschenmacher und 159 Holz- und Pappspielwarenfabrikanten. Um 1873 wurden in 80 Klempner- (Flaschner-) -werkstätten sehr viele Eisenbahnzüge und Lokomotiven hergestellt. Dieser Zweig der Spielzeugherstellung erlangte aber erst ab 1891 seine große Bedeutung. Außer bei den Göppinger Märklin-Werken kamen wohl alle Modelleisenbahnen aus Nürnberg. Dafür stehen Namen wie Plank, Carette, Distler, Bub, Lehmann, Hess, Issmayer, Schönner und vor allem Bing. Am Ende des Jahrhunderts (1895) gab es allein für Metallspielwaren 56 Betriebe mit 1062 Beschäftigten, das war damals die Hälfte aller Spielzeughersteller am Ort. Und es ging sprunghaft weiter: 1901 gab es für optisch- mechanische und magnetische Spielwaren 71 Betriebe. Innerhalb Deutschlands hatte der Nürnberger Raum seine führende Stellung als Spielzeugmittelpunkt weiter ausgebaut. So heißt es in einer Schrift Anfang des 20. Jahrhunderts: "Bei der Spielwarenindustrie sind im Gegensatz zu manchen anderen Industriezweigen, deren Erzeugungsstätten sich über viele Gegenden und Länder verteilen, nur wenige Produktionsorte, von denen aus die Kinder der halben Welt mit Spielwaren versorgt werden.

Eine international bedeutende Industrie gibt es nach Deutschland nur noch in Österreich, England, Italien, der Schweiz, Russland und den USA. Innerhalb Deutschlands sind in der Hauptsache Produktionsstätten in den Landesteilen Mittelfranken, Württemberg, im Meininger Oberland (Sonneberg) und im Sächsischen Erzgebirge." Nürnberg als einer der Hauptumschlagplätze für Spielzeug, nicht nur für Deutschland, sondern europaweit, hatte auch die weltweit größte Vertriebsorganisation in seinen Mauern. Die bereits erwähnte Firma Bing, 1863 von Ignaz und Adolf Bing gegründet, rief nach dem 1. Weltkrieg die "Continentale Vertriebs Centrale Concentra AG" ins Leben.

Neben den eigenen Bing-Erzeugnissen, zu denen Modelleisenbahnen, Heimkinos, Schiffe, Elektromotoren, Dampfmaschinen, Autos, Laterna Magicas, aber auch Billigartikel jeglicher Art gehörten, hatte die Concentra ein riesiges Warensortiment aller Art. Der Jahresumsatz betrug 1928 für beide Firmen zusammen 28 Millionen Deutsche Mark. Beschäftigt waren bei Bing rund 5.000 Mitarbeiter. Damit war diese Firma die größte Spielzeugfabrik aller Zeiten. Bing geriet aber durch die Weltwirtschaftskrise in Zahlungsschwierigkeiten. Am 24. August 1932 kam es zu einem Zwangsvergleichsverfahren. In dem gesamten Gebäudekomplex in der Stephanstraße befindet sich heute die Firma Diehl. Als Umschlagplatz für Spielwaren ist die Stadt Nürnberg jedoch auch heute noch weltweit bekannt, denn die von der Firma Bing und weiteren Unternehmen eingeleitete Tradition des Spielzeugversandes setzt heute zum Beispiel die Firma Vedes fort, ihres Zeichens ein namhafter Großhändler, durch den Kundschaft rund um den Globus beliefert wird. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg brachte auch für Nürnbergs Spielzeughersteller Jahre des großen Umbruchs: es kam der Kunststoff - Plastik hat mittlerweile den Werkstoff Metall mehr oder weniger verdrängt. Und die Hersteller aus dem hiesigen Raum hatten die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und ihre Produktionsverfahren umgestellt.

Wohl nirgendwo sind derartig viele Spielwarenhersteller konzentriert wie im Nürnberger Raum. Ob man nach dem 2. Weltkrieg an Nürnbergs Vergangenheit mit seinen Erfindern und Handwerkern gedacht hat, als man sich entschloss, eine Spielwarenmesse ins Leben zu rufen? Sebastian Münster schreibt in seiner "Cosmographia", die 1544 in Basel erschienen ist, über Nürnberg und seine Handwerker: "Diese mächtige und reiche Stadt liegt ganz und gar auf einem sandigen und schlechten Boden, aber hat desto sinnreichere Werkmeister und Kaufherren. Dann so die mit dem Erdreich mögen anfangen, so schlagen sie ihre spitzige Vernunft desto fleißiger auf subtile Werke und Künste".

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