Beginnen wir unten am Hafenrand. In den mächtigen alten Gebäuden, in denen heute junge Kunst präsentiert wird, wurden einst profanere aber stets frische Waren angeboten: Sie waren allesamt Markthallen und wurden erst in den letzten Jahren umfunktioniert. Am spektakulärsten sind die Deichtorhallen, die sich mit mächtig ausgreifenden Walmdächern und monströsen Licht-Giebeln über einen weiten freien Platz erheben. Ein privater Sponsor und der Berliner Architekt Josef Paul Kleihues verwandelten die beiden baufälligen Gemäuer von 1911 in zwei der größten und schönsten Ausstellungsräume Europas. 6000 Quadratmeter Fläche stehen hier zur Verfügung, mit 500 Metern mobiler Wände unterteilbar. Deichtorhallen-Direktor Zdenek Felix „bespielt“ sie mit internationaler Gegenwartskunst in eigens zusammengestellten Themen-Ausstellungen oder Einzel-Shows von Warhol über Lichtenstein bis Haring; ergänzt wird der Reigen von Fotografie-Stars wie Newton, Leibowitz oder Penn. Manchmal wird auch Nostalgisches oder Vergnügliches geboten, auf jeden Fall Zugkräftiges: Die Hallen ziehen pro Jahr gut 200.000 Neugierige an. Zu sehen gibt es für sie auch draußen etwas: eine Plastik von Richard Serra - und wechselnde Events in einem Gewölbe unter der S-Bahn-Trasse.
Zum Besuch der nächsten Kunst-Adresse braucht man nur die Straße zu überqueren: Gleich vis a vis der Nordhalle verkünden Aufschriften an einer mehrstöckigen, futuristischen Glas-Fassade das jeweilige Ausstellungsmotto des „Kunstvereins“. Hier gibt es Anspruchsvolles für Minderheiten: Konzept-Kunst, Experimentelles und Intellektuelles präsentiert ohne ausschweifende Kommentare als geistige Entdecker-Kost.
A propos Kost: Ist schon eine Rast erwünscht? Neben dem Kunstverein liegt das beliebte Szene-Restaurant „Jena Paradies“, das wie könnte es in dieser Umgebung anders sein von einem Künstler ausgestattet wurde: dem Jenaer Werner Büttner. Recht minimal und doch behaglich.
Immer noch im selben Gebäude, der „Markthalle“, liegt, einmal ums Eck, das „Kunsthaus“, das wechselnde Ausstellungen vor allem von Hamburger Künstlern zeigt, und gleich der nächste Eingang führt zu drei Privatgalerien mit junger Kunst: Hauptmann, Barlach Halle K und Cato Jans.
Schöner Schluss-Akkord des Kunst-Bummels ist dann Hamburgs altehrwürdige und zum Teil nagelneue Kunsthalle auf der anderen Seite des Bahnhofs. Architektonisch besteht sie aus drei recht heterogenen Teilen: Vorn ein grauer, mit Säulen-Portal und Kupferkuppel geschmückter Anbau von 1919, in der Mitte der reich dekorierte „Lichtwark-Bau“ aus gelbem Backstein, der älteste Teil von 1869 und hinter einem freien, mit rotem Marmor verkleideten Platz dann die erst im Februar eröffnete „Galerie der Gegenwart“ vom Kölner Architekten Oswald Matthias Ungers: ein zeitlos schlichter Kubus aus hellem Sandstein mit einem vertikalen und mehreren horizontalen Fensterbändern, alle sauber quadratiert. Ähnlich unterschiedlich wirken die Räume drinnen: Erst Neue Sachlichkeit mit schöner zentraler Rotunde, dann klassische Fluchten mit farbig ausgeschlagenen Kabinetten, schließlich ein pompöses Treppenhaus der Gründerzeit. Dann taucht der Besucher in langgestreckte unterirdische Hallen mit aktueller Kunst und erreicht zum Schluss die schmucklosen Neubauetagen rund um den eindrucksvollen hohen Lichthof im Ungers-Bau.
Die Kunsthalle offeriert ihren Gästen (350.000 per annum!) einen lehrreichen Gang durch die Geschichte der Malerei und Plastik vom 14. Jahrhundert bis heute; eine Reihe der Exponate hat Weltgeltung. Zu den Spitzen-Erlebnissen gehören die Altäre von Meister Bertram von 1380, holländische Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, französische und deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts hier ganz besonders die von Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich und frühes Zwanzigstes mit Munch und Beckmann, Liebermann, Corinth und Kokoschka. Dazu veranstaltet die Kunsthalle unter ihrem Leiter Uwe M. Schneede Zyklen großer internationaler Sonderausstellungen, schwerpunktmäßig aus dem 19. Jahrhundert.
Die neue Gegenwarts-Abteilung, die man unter den aufleuchtenden Texten eines Laufbands von Jenny Holzer hindurch betritt, stellt Werke internationaler Größen unserer Zeit vor, darunter Beuys und Oldenburg, Hockney und Kounellis. Einer der oberen Etagen ist der neueren deutschen Kunst vorbehalten hier begegnet man Arbeiten von Baselitz, Richter, Lüpertz, Kiefer und Tröckel.
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