Die Wiener Kaffeehäuser - eine Reise in die Geschichte des Genusses
Wien ist bekannt für seine Kaffeehauskultur, die einst Geschäften diente, Unterhaltungen pflegte und Menschen die Möglichkeit bot, in einem besonderen Ambiente zu ruhen, speisen und sich zu bilden. In der Tat waren Kaffeehäuser in der damaligen Zeit kein bloßer Ort der Entspannung oder des Zusammenseins, sondern ein anerkannter Treffpunkt für Unternehmer, Kunden oder für die gehobene Gesellschaft. In Kaffeehäusern war es möglich, geruhsam die Tageszeitung zu lesen oder Geschäfte abzuschließen. Zugleich waren die Cafés freilich Örtlichkeiten, an denen das Treffen mit Freunden stattfinden konnte. Aber wie sieht es heute aus? Sind die Kaffeehäuser von einst den modernen Cafés und Kaffeeketten gewichen und auf welche Technik wird heute gesetzt? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.
Berühmte Kaffeehäuser
Manche Dinge sind heute noch so, wie sie einst gewesen sind. Viele Kaffeehäuser in Wien besitzen das altanrüchige Ambiente, welches an Kaiser und Prinzen erinnert. Interessant ist, dass die Örtlichkeiten den damaligen Regeln folgen und auch heute noch viele Wiener tagtäglich in ein Kaffeehaus gehen, um die Zeitung zu lesen. Dazu gibt es eine Tasse Wiener Melange und eine Auswahl aus teils bis zu fünfzehn verschiedenen Zeitungen. Aber welche
Kaffeehäuser sind auch heute noch berühmt? Ein Überblick:
- Café
Imperial - es ist denkmalgeschützt und wurde 1873
eröffnet. Das Café gehört zu dem
gleichnamigen Hotel. Die Legende besagt, dass die Torte mit dem Namen
Imperial anlässlich der Hoteleröffnung von niemand
anderem, als Kaiser Franz Joseph I. erfunden worden ist.
- Café
Prückel - dieses Kaffeehaus befindet sich in der
bekannten Wiener Ringstraße. Das Ambiente ist heute modern
und freundlich, es gibt Designmöbel aus den
Fünfzigern und wunderbare Leselampen in jeder Sitzecke.
- Café
Sperl - das Kaffeehaus wird als eines der
Schönsten bezeichnet. Es paart Sitzecken mit Sofas, Tischen
aus Marmor und Holz und ist im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten. Mit
der Kuchenauswahl hält sich das Café insgesamt
zurück, doch bietet es traumhafte Mehlspeisen.
- Café
Schwarzenberg - 1860 gegründet, trägt
dieses Café heute den Titel des ältesten noch
existierenden Kaffeehauses in der Ringstraße. Das Interior
besteht aus Holzvertäfelungen, traumhaften, doch schweren
Sitzmöbeln aus Holz und Leder. Im Café wird eine
große Tortenwahl geboten, die natürlich in der
typischen Atmosphäre genossen werden können.
- Café
Sacher - dieses Café, das zum gleichnamigen
Hotel gehört, darf in einer Wiener Auflistung nicht fehlen.
Immerhin gibt es nur in diesem Café die originale
Sachertorte. Das Kaffeehaus produziert jährlich über
360.000 dieser berühmten Torten in Handarbeit, wovon gut ein
Drittel im Hotel und Café genutzt werden. Aber Achtung: Um
in diesem Kaffeehaus einen Platz zu finden, ist Geduld gefragt.
- Café
Central - es liegt im Palais Ferstel und ist schon lange,
bevor der erste Kaffee gereicht wird, ein Erlebnis. Die Architektur ist
beeindruckend und zählt zum venezianisch-florentinischen Stil
von Heinrich von Ferstel. Tipp: Neben Kaffee und Kuchen gibt es hier
einen wunderbaren Mittagstisch zu günstigen Preisen.
- Café
Demel - es wurde 1786 gegründet und
gehört immer noch zum K.u.K Hofzuckerbäcker Demel.
Das Café ist bekannt für seine riesige Auswahl an
Süßigkeiten. Das Kaffeehaus befindet sich im ersten
Stock der Patisserie und bietet eine Besonderheit: Es gibt
ausschließlich weibliches Personal, was für
Kaffeehäuser eine Seltenheit ist.
- Café
Mozart - bereits drei Jahre, bevor Mozart verstarb, gab es
dieses Kaffeehaus, welches nun seit 1929 Café Mozart
heißt. Hinter der Oper liegend wartet es mit Eleganz auf.
Welche Technik wird dort eingesetzt?
Viele Traditionen bleiben in den Kaffeehäusern erhalten, dennoch verschließen sie sich nicht den Neuerungen. Viele Kaffeehäuser bieten somit Zeitungen nicht mehr ausschließlich auf Papier an, sondern stellen ihren Besuchern über das freie WLAN Onlinezeitschriften aus aller Welt vor.
Einige Traditionen bleiben dennoch erhalten, wenn sie auch mit modernen Maschinen kreiert werden:
- Kleiner
Schwarzer - auch Mokka genannt, handelt es sich dabei um
einen schwarzen Kaffee ohne Zusätze. Klassisch zubereitet,
wird er in einer Seihkanne gefiltert, wobei die meisten
Kaffeehäuser heute auf Espressomaschinen setzen.
- Franziskaner
- diese Kaffeespezialität besteht aus einem mit Wasser
verlängertem Mokka, warmer Milch und Schlagsahne. Serviert
wird er nicht in der Tasse, sondern in einer Schale.
- Wiener Melange
- die Zubereitung ähnelt dem Franziskaner, doch wird die
Schlagsahne durch eine Milchschaumhaube ersetzt. Die Melange kann mit
Vanille- oder Schokopulver verfeinert werden.
- Verkehrter
Kaffee - Milch und Kaffee spielen hier die jeweils andere
Rolle, was bedeutet, dass es sich um eine Latte-Macchiato-Variante
handelt.
- Fiaker
- manchmal reicht ein bloßer Kaffee nicht, dann darf es ein
Fiaker sein. Es ist ein großer Mokka mit Zucker und rund 2 cl
Rum oder Sliwowitz. Oben drauf kommen Schlagsahne und eine Kirsche.
Aufgrund der gestiegenen Gästezahlen und der Möglichkeiten, die die heutige Zeit bietet, nutzen die Kaffeehäuser in der Regel modernes Barista-Equipment und entsprechende Automaten. Dies liegt
auch an der Robustheit professioneller Kaffeevollautomaten. Dennoch gibt es einige Häuser, die durchaus hin und wieder eine Köstlichkeit per Hand kreieren.
Was haben die Kaffeehäuser noch zu bieten?
Schon in der Geschichte wurde gesagt, dass ein Kaffeehaus kein gewöhnliches Geschäft war, sondern eine damals besondere Form eines Clubs darstellte. Es wurde sich informiert, ausgetauscht, Geschäfte wurden geschlossen und sicherlich gab es auch hier den Wiener Tratsch. Und heute?
Heute begeistern viele Kaffeehäuser weiterhin mit ihrem Charme und der besonderen Atmosphäre. Wer sich erholen möchte, kann hier ruhig über Stunden mit seinem Kaffee sitzen und Zeitungen lesen. Die Kaffeehäuser sind durchaus ein idealer Ort, um die Wiener Gemütlichkeit zu erleben und sich als Tourist zu erholen. Und wobei ist das besser möglich, als bei einem wunderbaren Kaffee oder auch einem Kaffee mit kräftigem Schuss?
Fazit - ein Highlight für Genießer
Ein Besuch in Wien kann praktisch nicht vorübergehen, ohne dass zumindest ein Kaffeehaus aufgesucht wird. Der Besuch ist auch ein Stück weit Kultur und Sightseeing, denn in vielen der Häuser nahmen namhafte Persönlichkeiten Platz. Und wer auch dem Kuchen und Süßspeisen nicht abgeneigt ist, der kann mit einem Kaffeehausbesuch sprichwörtlich alles zufriedenstellen nur nicht die Waage.
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