Berlin
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© Guenther Steffen
Berlin - Europas Queere Hauptstadt
Begegne den Wiedergängern Marlene Dietrichs und Christopher Isherwoods. Erlebe queere avantgarde Perfmances. Oder durchtanze die Nacht in weltbekannten Clubs. Von grellen Diskolichtern über Darkrooms und anzüglichen Cabarets bis zur Hochkultur - Berlin hat eine faszinierende Vielfalt lesbischer und schwuler Szenen.


Die deutsche Hauptstadt führte die schwul-lesbische Befreiung an, auch heute noch. Als Homosexualität in den 20er Jahren andernorts noch „die namenlose Sünde“ war, tobte in Berlin schon das pralle schwule Nachtleben – Fräulein Dietrichs altes Revier als erstes schwules Ghetto. 2001 erklärte ein eher unbekannter Politiker namens Klaus Wowereit: „Ich bin schwul und das ist auch gut so“. Die Berliner verloren keine Zeit und wählten ihn umgehend zum Bürgermeister der Stadt, der seitdem im Amt geblieben ist.


Politik mag das Tagesgeschäft in der Stadt sein, in der Nacht übernehmen die Schwulen das Szepter. Die schwule Community setzt Maßstäbe und ist ein unerlässliches Element der legendären Club Szene, die so schon so viele Nachtvögel aus aller Herren Länder angezogen hat. Dabei ist das Nachtleben immer unprätentiös gewesen. Anders als andere Weltstädte ist Berlin mit dem Herzen immer auf dem Boden geblieben.

Vielleicht hat diese Gelassenheit damit zu tun, dass der Stadt ein eindeutiges Zentrum fehlt, sowohl ökonomisch wie sozial oder kulturell. Stattdessen ist Berlin ein Sammelsurium organisch entwickelter Viertel. Auch im nunmehr wiedervereinten Berlin wetteifern gleich mehrere Zentren um die Gunst des Publikums: das historische Schöneberg, das alternative Kreuzberg und der trendige Prenzlauer Berg. Ein Blick in die Siegessäule, einem kostenlosen Szenemagazin mit umfassendem Serviceteil, das in vielen hier genannten Läden ausliegt, zeigt, wie enorm breit gefächert das Szene-Angebot Berlins ist. Hier also nur ein erster Geschmack zum Einstieg.

Schöneberg: Die große alte Dame

1897 gründete Magnus Hirschfeld in Berlin das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee, die erste schwule Organisation der Welt. Seitdem haben zahlreiche Organisationen und Veröffentlichungen schwule Emanzipation in Berlin und weit darüber hinaus befördert.

Zahlreiche Bars für den schwulen Herrn schossen in den 20ern rund um den Winterfeldplatz aus dem Boden. Kein anderer Ort reichte an die Größe, Vielfalt und Offenheit der Schöneberger Szene heran. Eldorado, Trinkstätte zahlreicher Transen, wurde zum bevorzugten Treffpunkt von Künstlern wie Marlene Dietrich. Auch eine andere schwule Ikone, Christopher Isherwood, erlag dieser Anziehungskraft. Mit seinem Roman Goodbye to Berlin schenkte er der Welt Sally Bowles. Seinem Cabaret kann man an seiner alten Adresse, Nollendorfstr. 17, die Ehre erweisen.

Aber Berlin war zu der Zeit nicht nur eine campe Glitzerwelt. Nachdem die Nazis die Macht bekamen, wurden schwule Organisationen systematisch unterdrückt und zahllose Schwule und Lesben in Konzentrationslager deportiert. Heute erinnert ein dreieckiger Gedenkstein am Nollendorfplatz an diese dunkle Zeit der Geschichte.

Dank der Unterstüzung durch schwule Gruppen aus den USA, der Schweiz und den Niederlanden konnte die schwule Szene nach dem Krieg wiederbelebt werden, mit Schöneberg als ihrem neuen, alten Epizentrum. Auch hierhin sprang von Stonewall aus der Funke schwuler Emanzipation über und inspirierte schwule Studentengruppen, Menschrechtler und später AIDS-Organisationen. Heute ziehen Hunderttausende zum Christopher Street Day durch die Straßen um für gleiche Rechte zu feiern und zu demonstrieren. Das Lesbisch-Schwule Stadtfest ist ein Muss des Pride-Monats.

Nach fast einem Jahrhundert als schwules Mekka ist Schöneberg pulsierendes Zentrum der Szene und das nicht nur im Nachtleben. Wie die allenthalben sichtbare Regenbogenflagge zeig

t, reicht die Infrastruktur hier von schwulenfreundlicher Apotheke oder Fitness-Club bis hin zum Laden fürs Fetischoutfit und einer schwulen Frittenbude am Wittenbergplatz. Während sich Frauen an die Lesbenberatung in der Kulmerstraße wenden können, findet man(n) ab 17.00 Uhr im schwulen Infoladen Mann-O-Meter in der Bülowstraße alle nur erdenklichen Infomaterialien und Tipps über die Berliner Szene und ihre Aktivitäten.

Wenn man an einem Nachmittag durch Schöneberg flaniert, wird man sofort sehen, welch ein zentraler Bestandteil die schwule Szene dort ist. Vom Café Berio nahe des Nollendorfplatzes oder dem kitschig-retro gehaltenen Café Sorgenfrei aus kann man die bunte Mischung von Schwulen, Lesben und Heteros vorbeiziehen sehen. Der Samstagmarkt auf dem Winterfeldtplatz ist ein hervorragender Maßstab dafür, wie intergriert Schwule, Lesben und Heteros miteinander leben.

Allabendlich, wenn die Bars ihre Pforten öffnen, befindet sich die lebendige Motzstraße in Schöneberg fest in schwuler Hand. Urgesteine der Berliner Sub, wie etwa die von vielen Muskelbären besuchte Tom´s Bar, finden sich hier im Wechsel mit Bars für jüngere und szeneorientierte Schwule wie Heile Welt oder das hippe Restaurant More. Der sportive Berufstätige geht im Hafen vor Anker, während im Connection Nebelmaschinen und laszive Beats den Takt angeben. Frauen pilgern zu unzähligen kulturellen Events und Parties in die Begine.

Go East: Mitte und Prenzlauer Berg

Mitte und Prenzlauer Berg gelten als die „In“-Bezirke schlechthin und sind zu einem wahren Publikumsmagneten nicht nur für Berlinbesucher avanciert. Auch unter schwul-lesbischem Aspekt hat hier eine rasante Entwicklung eingesetzt, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Gentrifizierung zum Trotz kann man mancherorts immer noch dem heimeligen Charme der DDR-Zeiten nachspüren. Etwa wenn in der Schoppenstube, Berlins dienstältester Gaybar, am Wochenende eigens die Kellerbar zur „Dance-Music“ geöffnet wird. Der umtriebige Sonntags-Club, in den 80er Jahren unter den Vorreitern lesbisch-schwulen Lebens in der DDR, hat sich als Plattform für ein vielfältiges soziales Szeneleben für Jung und Alt etabliert. Die winzige Perle ist donnerstags zum englischsprachigen Abend oft bis zum Bersten mit Expats und Touristen gefüllt. Locations mit so sprechenden Namen wie Bärenhöhle, Cocks, Greifbar, Stahlrohr oder Treibhaus Sauna läuteten dann allerdings endgültig Nachwende-Zeiten ein. Zwischen Greifenhagener und Erich-Weinert-Straße bevölkern sie ein Bermudadreieck in dessen Ausschweifungen schon mancher Besucher vom Weg abgekommen ist und für Tage verschwunden zu sein schien.

Einzigartig aber wird das Viertel und seine Szene durch die trendigen Cafés, Bars und Lounges im Stile von Klub der Republik und November. Und tatsächlich sind in Prenzlauer Berg und Mitte viele der angesagtesten Clubs der Stadt zu finden, in denen die berühmte Toleranz der Stadt sich auch auf die dichtgedrängten Tanzflächen erstreckt, wo Heteros, Schwule und Lesben ihre Schultern und bisweilen auch andere Körperteile an einander reiben. Der Szenegänger darf natürlich nicht ein Besuch in der Bar Marietta oder zum Abtanzen im Klub NBI mittwochs fehlen. Siehe auch unsere Pressemitteilung zu Berliner Club Nächten für weitere Informationen.

Künstler und Alternative: Kreuzberg-Friedrichshain

Im Schatten der nahen Mauer war Kreuzberg lange Zeit Heimstatt für Punks und Anarchisten. Hausbesetzer und türkische Immigranten hielten diesen seinerzeit abseitigen Bezirk für Jahrzehnte hart am Leben. Heute sind junge Kreative in Scharen hinzugezogen. Die Szene in Kreuzberg präsentiert sich entsprechend bewusst alternativ.

Die Oranienstraße mit ihrem Mischmasch politischer Buchhandlungen, alternativer Klamottenläden und Kebabrestaurants hält dieses Erbe am Leben. Das Ende einer langen Nacht im rauchverhangenen, plüschigen Roses darf in keiner Vita örtlicher Queers fehlen. Gleich nebenan tut der Bierhimmel rund um die Uhr seinem Namen alle Ehre und lockt zudem mit frischem Gebäck. Der Club SO 36 ist Urgestein und Insititution des Viertels, in dem sich u.a. homo-orientalische Diskos mit Heavy Metal Konzerten abwechseln.

Im nahe gelegenen ehemaligen Möbelgeschäft Möbel Olfe trifft sich Donnerstags eine dichtgedrängte, bunte und unprätentiöse Mischung. Im Roses, Bierhimmel oder im Luzia, sowie in einigen anderen Läden rund um die Oranienstraße lässt sich den rauen Hausbesetzerzeiten nachspüren und der robuste Charme des immer rappelvollen Möbel Olfe ist der gelungene Gegenentwurf zum Mitte-Schick. Clubgänger können sich nicht nur im weltklasse Ausgehrevier des Schwesterbezirks Friedrichshain austoben, auch einige Partyreihen im legendären Kreuzberger SO 36 gehören inzwischen mit zum außergewöhnlichsten, was das Berliner Nachtleben zu bieten hat.

Am westlichen Ende Kreuzbergs, wo heute die Gentrifizierung besonders sichtbar ist, gibt es entlang des Mehringdamms und der Bergmannstraße ein weiteres schwules Viertel. Die Haustransen des BKA bringen hier satirisches Kabarett auf die Bühne und machen sich regelmäßig über Prominente wie Karl Lagerfeld lustig. Die dämmerigen Räumlichkeiten des Melitta Sundströms mögen bis zum bersten gefüllt sein, aber die eigentliche Attraktion ist das SchwuZ, versteckt im Keller des Gebäudes. Jede Nacht findet sich dort eine andere Menge ein. L-Tunes versammelt die girls, die „just want to have fun“ und Popkicker verwandelt den Club in einen Hobbykeller für Tischtennis- und Tischfußball-Fans; Indy Pop, Alternative Rock, Goth, Pop, Schlager, House - kein Event dort ist wie das andere, also vorher informieren.

Das „Queergebäude“ im Hof desselben Hauses wird von den Ausstellungs-, Archiv- und Depoträumen des Schwulen Museums beherrscht. Noch immer ist es in seiner Art einmalig in der Welt. Seit 1985 ist es kontinuierlich mit wissenschaftlicher Archivarbeit und jährlich mehreren Ausstellungen präsent, die auch international große Beachtung finden. Nicht zuletzt durch den Ankauf einer größeren Kunstsammlung (Sternweiler Sammlung), der von staatlicher Seite unterstützt wurde, erfuhr das Museum eine erhebliche Aufwertung. Außerdem bietet die Arbeit des Schwulen Museums einen einmaligen Einblick in die reiche und wechselvolle schwule Geschichte Berlins.

Auf der anderen Seite der Spree entwickelt sich Kreuzbergs Schwester Friedrichshain zum neuen queeren Viertel. Der Geburtstagsclub war schon immer ein Schwergewicht im schwulen Nachtleben. Mit seinen niedrigen Mieten und jungen Bevölkerung zieht Friedrichshain mehr und mehr schwule Einrichtungen an. Ronson‘s Ichiban Karaoke ist ein montägliches Muss, wo Queers die Haare runter lassen und singen was das Zeug hält. Als der schrille Dragstar Nina Queer von ruheliebenden Anwohnern aus dem Prenzlauer Berg vertrieben wurde, hat sie im Friedrichshain ihr Schmutziges Hobby wiedereröffnet.

Deine Disco Braucht Dich

In anderen Städten spielen Bars und Clubs eine wichtige Rolle für die queere Community. In Berlin ist das andersrum – die Club Szene der Stadt könnte nicht ohne die schwul-lesbische Szene existieren.

Vom DJ Mag zum weltbesten Club geadelt zieht das Berghain mit seiner stilbildenden elektronischen Musik eine internationale Partymeute, gleichermaßen schwul, lesbisch und hetero, an. Der KitKat Club zieht samstags Technofreunde in Haute Couture oder Fetischklamotten an. Das angesagte Cookies ist der Ort um zu sehen und gesehen zu werden, vor allem zum Spy Club, die monatliche Party für den gestylten Schwulen. Es gibt eine endlose Auswahl an Parties für Queers, Heteros und jeden dazwischen, über die der Guide to Nightlife von Visit Berlin auch informiert. Für jene, die lieber unter sich bleiben möchten hat Berlin ebenfalls viel zu bieten. GMF bildet hier wohl den Höhepunkt der schwulen Partyszene und das ist auch wörtlich zu verstehen. Die Party an Sonntagen verbreitet ihre pulsierende Musik vom 15. Stockwerk mit Blick über den Alexanderplatz.

Im Gegensatz dazu mag manchen die Busche als Talsohle erscheinen. Berühmt-berüchtigt für ihre trashige Deko und ebensolcher Chartmusik, hat dieser Club unterhalb der S-Bahngleise eine kulthafte Verehrung durch seine Fans erlangt. Mittwochs hält das nbi junge Körper auf Trap bis in die Morgenstunden, während der monatliche Klub International 1500 Partysüchtige in einem dreistöckigen Kino versammelt.

Gayhane, an jedem letzten Samstag im Monat, lässt Mädchen wie Jungs zu türkischem Pop bis weit in den Sonnenaufgang zappeln. Meshugge beschallt israelische Expats und Berliner Hipster auf Hebräisch und Arabisch. Chantal‘s House of Shame dreht sich ganz und gar um harten House, im Gegensatz zu Café Fatal, wo Queers sich adrett in Standard und Latein üben. Mit anderen Worten: Jede Nacht hat für jeden etwas zu bieten. Daher empfiehlt es sich vor dem streunen durch das Nachtleben den ständig wechselnden Partykalender zu konsultieren, z.B. unter www.siegessaeule.dewww.VisitBerlin.dewww.out-in-Berlin.de



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