Im Urlaub abnehmen – unmöglich oder leichter als daheim?

Verreisen steht in Deutschland hoch im Kurs. Vom Wochenendtrip bis zur Fernreise zieht es die Bewohner der Bundesrepublik raus aus der gewohnten Umgebung. Doch allzu oft werden auch ein paar Pfündchen zu viel als ungewolltes Souvenir mit nach Hause gebracht.

Unumgänglich ist das allerdings nicht. Im Gegenteil, mit etwas Planung und Disziplin lässt sich im Urlaub das Gewicht halten oder sogar reduzieren. Voraussetzung dafür ist allerdings, die jeweiligen individuellen Rahmenbedingungen für Gewichtsverlust zu verstehen.

Umdenken bei den eigenen Ansprüchen gehört dazu. Für rund 70 Prozent der Deutschen ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis die Priorität bei der Wahl des Reiseziels. Kein anderer Faktor ist wichtiger. Auf Platz 6 der Prioritätenliste steht leckeres Essen. So begreiflich das auch ist, wenn sich regionale Spezialitäten entdecken und in Ruhe genießen lassen, so fatal kann die Kombination dieser Ansprüche werden.

Obwohl Städtereisen selten als All-Inclusive-Aufenthalte gebucht werden, sind in den meisten Hotels Frühstücksbuffets Teil des Deals. Wer dabei versucht, wirklich auf seine Kosten zu kommen oder sich für einen langen Besichtigungstag zu stärken, neigt dazu, sich weitaus mehr als nötig auf den Teller zu häufen oder noch eine zweite oder dritte Portion zu essen.

Gesunde, schlanke Kost wird dabei häufig übersehen. Obst, Naturjoghurt, ungesüßtes Müsli oder Vollkornbrot gibt es schließlich auch zuhause. Pfannkuchen mit Sirup, Würstchen und gebratenen Speck oder süße Teigwaren hingegen schmecken so richtig nach Urlaub.

Bevor die Hosen kneifen und die Reue kommt, lohnt es sich daher, vorher Pläne zu machen. Welche Spezialitäten sind nur hier zu bekommen? Dickmacher und übergroße Portionen stehen vor allem in den rein auf Touristen spezialisierten Restaurants auf der Karte. Menüs mit frischen, saisonalen Zutaten in etwas abgelegeneren Etablissements liefern meist ein viel authentischeres Erlebnis, das sowohl der Taille wie dem Portemonnaie besser bekommt.

So bequem Taxis und öffentliche Verkehrsmittel vielfach auch sind, so wenig schadet auf kürzeren Strecken der Verzicht darauf. Zu Fuß gehen verbrennt beim Städteurlaub nicht nur Kalorien, es ist auch ideal, um das Reiseziel wirklich zu entdecken. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten stehen in jedem Reiseführer, aber kleine Gassen, Boutiquen oder Museen und Parks fernab der ausgetretenen Pfade können voller zauberhafter Überraschungen stecken.
 
Immer mehr Hotels und immer mehr Städte bieten zudem einen Fahrradverleih für Stunden oder ganze Tage an. Am Flussufer oder Kanal vorbeiradeln oder einen Park auf dem Fahrrad zu durchqueren macht Spaß und hält fit.
Picknicks mit Blick auf die schönsten Sehenswürdigkeiten sind ein echtes Urlaubserlebnis. Die Zutaten lassen sich an quirligen Markthallen oder als frisch zubereitete Salate und Brote in Delikatessenläden erstehen. Der kostengünstige, ungezwungene Genuss erlaubt die Kontrolle über die eigene Speisekarte und damit den Kalorienkonsum.

Zeitsparend ist er auch. Vor allem bei einem kürzeren Aufenthalt ist jede Stunde kostbar. Ein Drei-Gänge-Menü mag auf der Wunschliste stehen, aber ein Abend reicht meist, um sich den Traum zu erfüllen. Wer sich schon mittags in ein volles Restaurant locken lässt, verliert mit Pech durch die Wartezeit wertvollen Spielraum für andere Erlebnisse.

Die Seele baumeln lassen ist gesund und erholsam. Die Muskeln müssen deshalb noch lange nicht vernachlässigt werden, selbst wenn auf möglicherweise schweißtreibendes Radfahren verzichtet werden soll.

Pools, Fitnessstudios und Yoga gehören inzwischen in vielen Hotels zum Standardprogramm. Ein paar Runden schwimmen vor dem Frühstück oder dem abendlichen Restaurantbesuch, Dehnübungen und Meditation gestalten den Urlaub gesünder und erholsamer. Schöne Erinnerungen liefern sie zumeist ebenso, selbst wenn das Schwimmbecken oder die Yogamatte keinen Blick über die Dächer der Stadt liefert.

Das figurbewussteste Essen nützt allerdings nichts, wenn die Kalorien stattdessen in flüssiger Form verzehrt werden. Cocktails, Wein und zuckerhaltige Softgetränke schlagen schnell zu Buche. Wer nicht darauf verzichten will, sollte sich für ein kleines Glas entscheiden. In Ländern wie Frankreich und Italien, wo der Weingenuss zum Alltag gehört, sind deutlich geringere Mengen üblich als in vielen deutschen Restaurants. Mit Vorsicht zu genießen sind auch auf den ersten Blick sehr gesunde Getränke wie Fruchtsäfte und Smoothies. Gerade letztere können durch den hohen Fruchtzuckergehalt die reinsten Kalorienbomben sein.

Selbstkasteiung sollte allerdings von vornherein nicht auf dem Urlaubsprogramm stehen, sogar wenn Gewichtsabnahme das Ziel ist. Wer mit wundem Herzen an den verführerischsten Leckereien vorübergeht, um verbissen an seiner Selleriestange zu kauen, verdirbt sich nur die Urlaubsfreude.

Bewusstes Genießen in Maßen ist eine bessere Lösung. Nachhaltiger ist sie auch als positive Erinnerung. Ein bestimmter Besuch im Café oder Restaurant und ein bestimmtes Gericht oder Dessert prägen sich viel mehr ein als eine tagelange Völlerei, die mit einem schlechten Gewissen endet. Dann lässt sich auch die nächste Reise ohne Sorgen um zusätzliche Pfunde als ungewolltes Souvenir planen.