Nürnberg
Albrecht Dürer



Albrecht Dürer, der "haarig, bartet Maler"
Dabei ist es diesem "Mann der schönen Künste" gerade bei der Proportionslehre nieum Idealfiguren gegangen, sondern um das Prinzip des Körpers als Kunstwerk. "Jede Ungereimtheit ist nit schön". Genauso besessen aber war Dürer von seiner Befestigungslehre und seinem Stadtbebauungsplan. Seine Idealstadt hatte Wohnhäuser mit Lichthöfen, gerade, breite, rechtwinkelig sich kreuzende Straßen und eigene Stadtteile für Industrie und Handwerk. Er vergaß weder, dass der Pfarrer "herrlich wohnet", noch dass die Gießhütten in einer bestimmten Windlage stehen mussten, damit der "giftige Rauch abtreibet".

Bei seinen für den Norden Europas erstmaligen wissenschaftlichen Arbeiten verwendete Dürer jedoch Denkmodelle der Antike und der italienischen Renaissance. Aber er blieb trotz seiner auffälligen Bewunderung der Italiener ein typisch deutscher Maler, der mit sensiblem Blick eine "harte und karge" Kunst pflegte. Denn die Kunst komme, so glaubte er, "von den oberen Eingießungen". Seine ganz bewusst gemalten "Vier Apostel" sollten geistig gestaltete "Helden" der überkommenen Religion sein. Dürer war kein Mann der Reformation. Der Bürger, der die gottgewollte Obrigkeit mit "Hoch und Niedrig" anerkannte, hoffte mehr auf eine Reform des bestehenden Glaubens als auf die Spaltung der Kirche. Sein Apostelbild aber mit den biblischen Texten war im wahrsten Sinn des Wortes "Kunst für Alle" - ein früher Vorläufer von politischem Plakat und Pop Art in einem. Vielleicht hat er es nicht ohne Grund gemalt, weil ein Gemälde von ihm - wie er an Jakob Heller schrieb - "500 Jahr sauber und frisch sein wird".
Albrecht Dürer schielte leicht auf dem linken Auge, aber er sah alles. Seine religiösenBilder sind ein beredtes Zeugnis dafür. Der "haarig, bartet Maler", wie er sich selbst ironisch wegen der Spötteleien seiner Freunde über seine Bart- und Haartracht nannte, starb auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Auf dem frühesten erhaltenen Landschaftsaquarell von 1494 hatte er die Nürnberger Prominenten-Ruhestätte gemalt, den Johannisfriedhof, ohne zu ahnen, dass er 34 Jahre später hier beigesetzt würde. Er starb an einer Krankheit, die "ein heiß Fieber war mit einer großen Ohnmacht, Unlust und Hauptweh". Es muss ein furchtbares Leiden gewesen sein, denn Pirckheimer schrieb: "Er war ausgedörrt wie ein Bündel Stroh".

Der Nürnberger Maler hat mit der Kohlezeichnung "König Tod zu Pferde" von 1505 wohl die erschütterndste, grausamste und furchterregendste Todesdarstellung in der europäischen Kunst geschaffen: der Tod als Skelett mit Krone und Sense reitet auf einer Mähre, deren Gerippe nur noch von Hautfetzen umgeben ist. Dieser heimliche Mathematiker und Kabbalist, dieser Erfinder und Bastler, dieser Konstruktivist im Zeitalter der Zentralperspektive hat während seines nicht allzu langen Lebens kein einziges Bild nachweisbar "konstruktiv" aufgebaut. Er hat trotz jahrzehntelanger Mühen die Verbindung von Theorie und Kunst nie gefunden. Er war kein Genie, obwohl er zur Bewunderung seiner italienischen Zeitgenossen mit dem gröbsten Pinsel die feinsten Haare malte. Er war ein ewig Suchender, ein "tumber Narr" voller Zweifel, ein Maler, der Hintergründe ahnte, ein religiöser Mann mit dem sensiblen Auge für den unretuschierten Menschen einer heillosen Welt - dem Zeichen der Apokalypse.

Der gepflegte Herr verkehrte in höchsten Gesellschaftskreisen und legte viel Wert auf das modische Äußere. Dieser Mann malte aber eben gerade Gesichter mit Falten und Pockennarben, malte Madonnenhände, denen man das Windelwaschen ansieht, schuf Frauengestalten, nicht von der über-irdischen Schönheit der Romane, sondern von Schwangerschaften gezeichnet. Ein malend "Barbar", ein Phantast der Expression, ein einsamer Mann, auf der Treppe der erst Jahrhunderte später ästhetisch formulierten hässlichen Kunst die ersten Stufen zur Wahrheit emporsteigend.

"Ernennter Dürer starb den sechsten Aprilis im fünfzehnhundertachtundzwanzigsten Jahr, auf Sankt-Johanns-Gottesacker ehrlich zu Erden bestattet".

(Karl-Hermann Eckmann)


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