Fischers Fritz fischt frische Fische...
...und einen Michelin-Stern. Nachdem aus dem Four Seasons The Regent wurde und aus dem dazugehörigen Seasons das Fischers Fritz, steht hier Christian Lohse am Herd. Schon früher mit Michelin-Sternen ausgezeichnet, sollte der Küchenchef jetzt das Konzept eines ersten Berliner Fischrestaurants verwirklichen (das auch gewisse Konzessionen an Fleischesser macht). Das ist ihm im Blitzstart von nur einem Jahr gelungen. Dabei erfordert die gehobene Fischküche nicht nur besonderes Können, sondern auch großen Aufwand. Zumal, wenn man ständig drei verschiedene Sorten Austern, besten Hummer und frischen Steinbutt anbieten möchte. Dass das Fischers Fritz weder Kosten noch Mühen scheut, wird nun auch von den Gastro-Kritikern honoriert. "Man sitzt im klassischen Ambiente und genießt den Klassiker von Christian Lohse, den mit geeisten Taschenkrebsen gefüllten Lauch-Cannellono mit einer schwarzen Vinaigrette von Tintenfischen zum Beispiel", lobt Der Feinschmecker, während die Michelin-Tester vor allem von Langostinos und geröstetem Kalbsbries mit weißer Rosmarincreme sowie dem halbflüssigen Schokoladenkuchen mit Zichorienrahmeis besonders angetan waren. Das Geheimnis von Lohses Erfolg? "Der Star in der Küche bin nicht ich, sondern das Produkt", erklärt der Chef de Cuisine, der größten Wert auf erstklassige Ware legt. "Und an zweiter Stelle kommt der Gast." In diesem Zusammenhang spricht der Sternekoch übrigens in Berlin von einer kleinen kulinarischen Revolution: "In den letzten Jahren wird immer mehr Wert auf Qualität gelegt. Das zeigt nicht nur der Boom der Bio-Supermärkte. Auch bei uns sind die Leute bereit, für hervorragende Produkte etwas tiefer in die Tasche zu greifen."
Vitrum, Vivo, Vivaldi: Highlights in der Hotellerie
So beachtlich die Leistungen von Christian Lohse sind - er weiß ein Hotel hinter sich, das sich mit seinen Raffinessen eine neue, genussfreudige Klientel erschließen will und ihm genügend Spielraum lässt. Muss vielleicht hinter jedem erfolgreichen Koch ein renommiertes Hotel stehen? Die Vermutung drängt sich auf, wenn man die Ranglisten der Profi-Esser liest. Kaum ein Führer, der nicht First Floor, Facil, 44, Hugos, Lorenz Adlon, Vitrum, Vivo und Vivaldi unter den Top-Adressen nennt. Und die befinden sich allesamt in Hotels. Aber ist das wirklich verwunderlich? Berlin hat eine Hotellandschaft, die in Europa ihresgleichen sucht. Angesichts der großen Konkurrenz ist es nur konsequent, wenn die Nobelherbergen sich mit einer überdurchschnittlichen Gastronomie zu profilieren versuchen. Das schlägt sich eben auch in positiven Bewertungen nieder.
Ob Tim Raue vom 44 oder Jörg Behrend vom Vivaldi, dem der Feinschmecker "Hochküche im WM-Hauptquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft" attestiert - ohne Swissôtel oder Schlosshotel im Grunewald im Hintergrund würde die Kreativität der Küchenchefs sicher schnell an ihre Grenzen stoßen. Das gilt auch für Thomas Kellermann im Vitrum, das Gault Millau zufolge Berlins erste Adresse für Vegetarier ist: "Er bietet das volle Programm von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, profiliert sich aber besonders mit dem zeitgemäßen Versuch, Gemüse in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu rücken", wird der mit drei Hauben und 17 Punkten ausgezeichnete Chef de Cuisine im eleganten Ritz Carlton-Hotel gewürdigt.
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